10 Minute Man. Data Memento.
In Christopher Nolan`s Thriller »Memento« geht es um einen vermeintlichen Mord, dessen Aufklärung und Rache. Der besondere Reiz liegt jedoch nicht in der Handlung, sondern der intelligenten Erzählstruktur, die die Thematik des Gedächtnisverlustes aufgreift . Dieses Stilmittel wird zum elementaren Bestandteil der interaktiven Datenvisualisierung »10 Minute Man. Data Memento.« erhoben.
Der User wird zum Regisseur und erschafft bizarre Erzählungen. »Eine Person – handelt – an einem Ort – zu einer bestimmten Zeit.«. Dies sind die vier Parameter aus denen eine jede Narration aufgebaut ist und aus eben diesen Parametern entstehen obskure Datenformationen in einem 3D-Diagramm. Ausgangspunkt bildet das Filmskript – 9935 Wörter in 113 Minuten. Die Sprache, bestehend aus den einzelnen Wörtern, wird zeitlich und räumlich verortet. Die Worthäufigkeit, der Zeitpunkt des gesprochenen Wortes sowie Standpunkt der Person im Sprechmoment bilden die Variablen der Visualisierung. Im Ergebnis steht ein künstlerisches Produkt, dass narrative, archivaische und ästhetische Elemente miteinander verschmelzen lässt.
Für jeden Film bildet das Skript die Basis, die textliche Grundlage. In diesem befinden sich alle Informationen über das sicht- und hörbare einer Handlung. Das Skript ist damit der zentrale Koordinationspunkt der verschiedenen optischen und akustischen Filmelemente. Das Skript verschriftlicht nicht nur die Handlung, sondern auch die Erzählstruktur. Zentrales Medium ist dabei die Sprache, die durch Wörter gebildet wird. Jedoch basiert nicht nur der Film an sich auf dem Medium Sprache, auch die Handlung erhebt das Wort zum zentralen Element. Für den Hauptdarsteller wird das geschriebene Wort für ihn zum entscheidenden Erinnerungsmedium. Er hält seine Erinnerungen auf Notizzetteln, in Tätowierungen oder seinen Polaroids fest. Ohne diese Hilfsmittel könnte er sich nicht in der Welt zurechtfinden. Ausgehend von diesem Blickwinkel wurde der Film Memento zunächst auf die Sprache analysiert. Dabei bilden Wortvorkommen und Worthäufigkeit die Datenbasis.
Die Erzählung bzw. vielmehr die Erzählstruktur bilden im Film das Kernelement. Dabei werden die Dimensionen Raum und Zeit zur gezielten Steuerung der Erzählstruktur eingesetzt, indem eine Kombination aus Chronologien und Achronologien gebildet wird. Im Film Memento spielen Raum und Zeit für die Handlung selbst jedoch keine bedeutende Rolle. Mit Anonymität und Undetailliertheit können diese Parameter betitelt werden. In genau dieser Widersprüchlichkeit liegt die Faszination. So werden die entscheidenden Parameter der Erzählstruktur, Raum und Zeit, aufgegriffen und zum zentralen Element in der Visualisierung erhoben. Die Sprache im Film wird räumlich und zeitlich verortet und visualisiert.
Neben der Erzählstruktur wird auch die Erzählung selbst in der Datenvisualisierung aufgegriffen, da sie ebenfalls einen zentralen Bestandteil des Films bildet. An dieser Stelle wird der User in die Datenvisualisierung einbezogen. Wie die Erzählung im Film vom Regisseur definiert und gestaltet wird, so soll auch die Erzählung der Datenvisualisierung vom User gesteuert werden. Grundbausteine einer Erzählung sind dabei die Parameter Person, Handlung, Raum und Zeit, woraus sich eine jede Erzählung zusammensetzt. Eine Person handelt an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Diese Bausteine sollen dabei vom User selbst bestimmt werden. So nimmt der User Einfluss auf die Datenvisualisierung, auf Zeit und Raum.